Dr. Michael Ackermann, 59-jährig (Bild), hat ursprünglich Geschichte und Volkwirtschaft studiert und in Geschichte promoviert. Die Informationstechnologie hat er bei IBM zuerst als System Engineer und später mit dem Aufbau des Schweizer Outsourcing-Geschäfts im Client-Server-Bereich verinnerlicht. 2012 hat er zusammen mit zwei Partnern das Beratungsunternehmen Metagon AG in Zürich gegründet. Metagon begleitet Unternehmen bei der Auswahl von Business Software und IT-Outsourcing-Dienstleistungen. Im Gespräch mit den «winVS-E-News» unterstreicht Michael Ackermann, dass man sich wegen der Coronakrise nicht von der Durchführung wichtiger IT-Projekte abhalten lassen soll.
Herr Dr. Ackermann, was ist und was macht die Metagon AG?
Dr. Michael Ackermann: Metagon ist ein unabhängiges Beratungsunternehmen, das sich auf die Abstimmung der Informationstechnologie IT auf das jeweilige Geschäft von Unternehmen und Organisationen spezialisiert hat. Mit sieben Mitarbeitenden und im Eigentum der drei Gründungspartner legen wir als «Boutique» Wert darauf, jedem Kunden bei jedem spezifischen Thema eine massgeschneiderte Beratung zu liefern.
Was für Unternehmen werden beraten?
Dr. Michael Ackermann: Wir beraten Unternehmen aller Art, öffentliche Verwaltungen Nichtregierungsorganisationen und Verbände in der Evaluation und meist auch als Projektleiter in der Einführung ihrer IT-Infrastruktur und von anspruchsvollen Softwarelösungen. Typische Anwendungen sind dabei Enterprise-Resource-Planning ERP, Customer-Relationship-Management CRM, Enterprise-Content-Management-Systeme ECM, Dokumentenmanagementsysteme DMS oder Branchen-Kernsysteme wie beispielsweise solche für Versicherungsbroker.
Weshalb kommen Unternehmen zu Ihnen?
Dr. Michael Ackermann: Eine typische mittelständische IT-Organisation evaluiert und realisiert alle paar Jahre ein grösseres IT-Projekt, sei es für Software oder für Infrastruktur. Wir führen jährlich viele Evaluationen und Einführungsprojekte durch. Dadurch haben wir die Expertise, um sicherzustellen, dass unsere Kunden die Lösung bekommen, die sie brauchen, und zwar zu einem kompetitiven Preis.
Welcher Nutzen entspringt Ihrer Beratung?
Dr. Michael Ackermann: Die Marktchancen werden gesteigert, die Effizienz erhöht, die Projekte sicherer und schneller eingeführt, die Kosten gesenkt. Wir können fast immer belegen, dass wir durch kompetitive Ausschreibungen und konsequentes Verhandeln für unsere Kunden mehr herausgeholt haben, als unsere Beratung kostete. Die Projektbegleitung lohnt sich also nicht nur qualitativ, sondern auch finanziell.
Was hat die laufende Coronakrise für Auswirkungen auf die Metagon?
Dr. Michael Ackermann: Wie alle Unternehmen waren wir zu Beginn der ersten Welle unsicher, was die Auswirkungen sein würden. Wir haben dann rasch gesehen, dass wir geschäftlich praktisch unbehelligt bleiben werden. Da wir für die Zusammenarbeit von Anfang an auf Cloudlösungen gesetzt haben, mussten wir keine neuen Vorkehrungen treffen. Wir haben auch keine Kurzarbeit anmelden müssen, im Gegenteil: Wir haben unser Team mit zwei jungen Mitarbeitenden verstärkt.
Was hat die Coronakrise für Auswirkungen auf die Art der Ihnen anvertrauten IT-Projekte, auf den Zeitablauf der Projekte und den Projekterfolg?
Dr. Michael Ackermann: Das ist das eigentlich Verrückte: Die Coronakrise hat sich auf unser Geschäft praktisch nicht ausgewirkt. Auch unsere Befürchtung, dass wir weniger neue Aufträge erhalten würden, weil der Direktkontakt als Vertriebsweg wegfällt, hat sich nicht bewahrheitet. Die laufenden Projekte konnten wir bisher alle nach Plan erfolgreich abschliessen. Denn die Coronakrise zeigt: IT-Projekte lassen sich virtuell genauso effizient durchführen wie Projekte mit ständigen physischen Kontakten. Das ist eine grosse Überraschung für uns. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass man sich kennt und vertraut. Für das Aufsetzen eines neuen Projekts mit Mitarbeitenden, die sich noch nicht kennen, ist ein physisches Kennenlernen nach wie vor unabdingbar.
Auf was sollten Versicherungsbroker in dieser Zeit der Coronakrise bei geplanten IT-Projekten besonders achten?
Dr. Michael Ackermann: Es ist eine Tatsache: Die Gefahr von Missverständnissen bei virtuellen Meetings ist höher, weil man die Mimik und Gestik der Teilnehmenden auf dem Bildschirm weniger gut lesen kann. Deshalb gilt: Wenn etwas nicht ganz klar ist, ist eine klare Kommunikation mit entsprechenden Rückfragern in diesen Coronazeiten mit den vielen virtuellen Kontakten noch viel wichtiger als in normalen Zeiten. Kommt dazu: Alle Lösungen müssen zwingend so aufgesetzt werden, dass sie von den Mitarbeitenden jederzeit überall einfach und zuverlässig genutzt werden können.
Ihre Schlussbemerkungen an unsere Leserinnen und Leser?
Dr. Michael Ackermann: Passen Sie auf sich auf und lassen Sie sich nicht durch die besonderen Umstände der Coronakrise von der Durchführung wichtiger informationstechnologischer Projekte abhalten. Wenn Änderungen in der Informationstechnologie anstehen, dann macht es immer Sinn, die Sache mit einem erfahrenen Mitarbeitenden eines Beratungsunternehmen wie Metagon zu besprechen. Schon der Dialog kann helfen, ein Thema aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Solche Gespräche sind kostenlos und auch für uns sehr spannend.
In den normalen Betriebsunterbruchversicherungen ist das Pandemierisiko nicht enthalten. Denn hier geht es nur um Sachschäden, die einen Betriebsunterbruch verursachen. Vor der Coronakrise konnten namentlich Gastrobetriebe Bäckereien Metzgereien oder Kantinenbetriebe den Betriebsunterbruch zusätzlich wegen einer Epidemie versichern. Aber auch in diesen Versicherungen sind Pandemien in der Regel ausgeschlossen. Lesen Sie, weshalb Privatversicherer das Pandemierisiko aus versicherungstechnischen Gründen nicht generell abdecken können.
Extremereignis, das versicherungsmathematisch nicht kalkulierbar ist
In der Versicherungsbranche können die Risiken einer Pandemie in der Regel nicht von einer Betriebsunterbruchversicherung gedeckt werden. Der Grund: Pandemien gehören als Extremereignis zu den nur sehr beschränkt versicherbaren Ereignissen, da sie versicherungsmathematisch nicht kalkulierbar sind. Das Ereignis tritt rund um den Globus auf. Der für Versicherungen wichtige Grundmechanismus des Ausgleichs in einem Risikokollektiv funktioniert hier mithin nicht: Alle sind gleichzeitig betroffen. Aus diesem Grund sind Risiken wie Pandemien durch einen Privatversicherer nicht tragbar und beispielsweise von den normalen Betriebsunterbruchversicherungen als versichertes Ereignis ausgeschlossen. Das heisst konkret: Betriebsunterbrüche wegen des Coronavirus werden von den normalen Betriebsunterbruchversicherungen nicht gedeckt. Bei diesen Versicherungen geht es nur um vorangehende Sachschäden, die auf Diebstahl, Brand, Sturm oder andere Naturgefahren zurückgehen und die dann einen Betriebsunterbruch verursachen. Das Gleiche gilt für All-Risk-Deckungen, Inventarversicherungen, Gebäudeversicherungen oder Technische Versicherungen.
Derzeit keine Versicherung von Epidemierisiken möglich
Derzeit können bei den Versicherern in der Schweiz Epidemierisiken nicht mehr versichert werden: Alle haben für dieses Risiko einen Zeichnungsstopp verhängt.
Lebensversicherer und Krankenversicherer müssen das Pandemierisiko tragen
Im Gegensatz zu den normalen Betriebsunterbruchversicherungen und den weiteren Sachschadenversicherungen ist in den Lebensversicherungen und den Krankenversicherungen das Pandemierisiko per se enthalten. Bei der Leistungspflicht dieser Versicherungen ist es nämlich unerheblich, ob die Leistungen wegen eines Herzinfarkts, einer Krebserkrankung oder einer neuartigen Infektionskrankheit fällig werden.
Die Versicherten erwarten eine umfassende Digitalisierung der Versicherungswirtschaft. Zwei Drittel der Versicherten gehen davon aus, dass bis 2030 eine Onlineplattform für Versicherungen entsteht, die grosse Marktanteile auf sich vereint. Jeder Zweite glaubt, dass globale Digitalunternehmen wie Apple, Google oder Facebook in zehn Jahren eine bedeutende Rolle auf dem Versicherungsmarkt spielen werden. Ebenso viele befürchten, dass einheimische Versicherer im Wettbewerb mit ausländischen Konkurrenten an Boden verlieren werden und dass zahlreiche traditionelle Versicherungen sogar ganz verschwinden. Das ist das Ergebnis einer Umfrage im Auftrag des deutschen Digitalverbands Bitkom.
Bitkom-Präsidenten Achim Berg warnt die Akteure in der Versicherungsbranche
Aufgrund der Umfrageergebnisse warnt Bitkom-Präsident Achim Berg die Akteure in der Versicherungsbrache: «Versicherer und ihre Vertriebspartner tun gut daran, sich die Entwicklungen in anderen Bereichen anzusehen, wo sich durch die Digitalisierung Marktanteile stark verschoben haben. Entscheidend ist, sich auf seiner derzeitigen Position nicht auszuruhen, sondern Geschäftsprozesse und Geschäftsmodelle konsequent digital durchzudenken.»
Schon jeder Elfte vertraut innovativen Startups
Schon heute sagen fast drei von zehn Personen, dass sie sich vorstellen können, eine Versicherung bei einem grossen internationalen Digitalunternehmen abzuschließen. Unter den 18- bis 29-Jährigen ist der Anteil mit 42 Prozent sogar noch höher. Und jeder Elfte denkt daran, seine Versicherung bei einem Startup abzuschliessen, wenn es besonders innovativ ist. Auch hier ist der Anteil bei den 18- bis 29-Jährigen mit 18 Prozent besonders hoch.
«Umfangreiche Leistungen», «niedrige Prämien», «individuell anpassbare Produkte»
Fragt man, was derzeit die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl einer Versicherung sind, stehen die Antworten «umfangreiche Leistungen» (99 Prozent), «niedrige Prämien» (98 Prozent) und «individuell anpassbare Produkte» (98 Prozent) ganz oben. Direkt dahinter rangieren «eine breite Auswahl an Tarifen» (96 Prozent), «einfache Angebote» (96 Prozent) und «kurze und flexible Vertragslaufzeiten» (94 Prozent).
Versicherungs-App ist gleich wichtig wie eine traditionsreiche Marke
Für acht von zehn Versicherten spielen gute Bewertungen in Tests eine wichtige Rolle. Die Bedeutung einer bekannten Marke nimmt hingegen ab: Zwar ist für 70 Prozent der Befragten eine bekannte Marke nach wie vor wichtig. Die Möglichkeit, Anfragen komplett digital abzuwickeln und digitale Angebote wie eine Versicherungs-App haben aber bereits einen gleich hohen Stellenwert. Kommt dazu: Eine hohe Digitalkompetenz der Versicherung wird in der Befragung höher bewertet als eine ausführliche persönliche Beratung, Hausbesuche vom Beratenden oder attraktive Kundenbindungsprogramme. Und Versicherungsniederlassungen vor Ort haben immer weniger Bedeutung: Nur noch für zwei Fünftel der Versicherten sind sie wichtig.
«Da man Versicherungen anders als beispielsweise Autos nicht anfassen kann, sind sie das ideale Produkt für die Onlineberatung», sagt der Onlineversicherungsbroker Björn Maier im Interview mit dem Versicherungsbranchenmagazin «Pfefferminzia». Doch die Onlineberatung ist technisch anspruchsvoll: Neben einer Brokersoftware wie «winVS next», mit der sich alle Prozesse im Versicherungsbrokergeschäft digitalisieren lassen, braucht es eine informative Website mit einem einfachen Einstieg in den eingebauten Onlineberatungsraum. Eines scheint sicher zu sein: Die Onlineberatung wird sich auch über die Coronakrise hinaus als digitaler Beratungsweg etablieren. Deshalb sollte sich jeder Versicherungsbroker damit befassen.
Vorteile der Onlineberatung
In seinem Interview mit «Pfefferminzia» spricht Björn Maier über offensichtliche Vorteile und Nachteile der Onlineberatung: Um von mir eine Onlineberatung zu bekommen, muss weder der Kunde noch ich selber einen Parkplatz suchen, sich durch dichten Verkehr auf den Weg zum Gesprächsort begeben oder eine Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln mit mehrmaligem Umsteigen in Kauf nehmen. Ich bin stets nur ein paar Klicks entfernt, denn die Onlineberatung geht immer. Der Kunde kann der Beratung auch im Schlafanzug beiwohnen oder gemütlich auf der Couch ‘lümmeln’. Zudem kann ich alle Fragen rund um eine Versicherung beantworten, ohne dafür zum Kunden nach Hause zu kommen. Ausserdem sprechen die Kunden online oftmals viel freier über eventuelle Vorerkrankungen als bei einem Gespräch mit Sichtkontakt, eine Voraussetzung für eine optimale Beratung etwa bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung.
Nachteile der Onlineberatung
Ein Nachteil der Onlineberatung ist es, dass man im persönlichen Gespräch von Mensch zu Mensch das Vertrauen zum Kunden schneller aufbauen kann, beispielsweise durch einen Plausch bei einem Kaffee vor Ort. Es besteht überdies die Gefahr, dass die Kunden beim Onlinebroker nur kostenlos die notwendigen Informationen holen, um dann beim persönlich bekannten Versicherungsbroker im persönlichen Kontakt das Geschäft abzuschliessen.
Kunden übers Telefon in die Onlineberatung holen
Die bekannten Video- und Beratungstools wie Skype, Zoom oder Microsoft Teams sind nicht in erster Linie auf Beratungsgespräche und Verkaufsabschlüsse, sondern vor allem auf die Onlinezusammenarbeit in Unternehmen ausgerichtet. Überdies sollte der Kunde womöglich nicht gezwungen werden, eine Software oder ein Plug-in herunterzuladen. Auch das Versenden eines Links als Einladung zur Onlineberatung ist zuweilen nicht die beste Lösung: Das kann cybersicherheitsbewusste potenzielle Neukunden davon abhalten, einen solchen Einladungslink anzuklicken.
Deshalb ist es erfolgversprechend, wenn man im Rahmen eines informationstechnologischen Gesamtkonzepts die Möglichkeit zur Onlineberatung dank einer Schnittstelle zu einem Onlineberatungstool direkt in seine Versicherungsbrokerwebsite einbindet. Dann kann man den Kunden mittels eines Telefonanrufs in die Onlineberatung holen: Man fragt ihn, ob er gerade am Computer sitzt oder ein Tablet zur Hand hat. Dann bittet man ihn, die Versicherungsbrokerwebsite aufzurufen. Man gibt ihm am Telefon einen Code durch, mit dem er den auf der Website gut sichtbaren Onlineberatungsraum betreten kann.
Weitere Tipps vom erfahrenen Profi
Der Onlineversicherungsbroker Björn Maier gibt in seinem Interview mit «Pfefferminzia» einige weitere Tipps, wie die Erfolgschancen bei der Onlineberatung erhöht werden können: Ohne eine Webseite, die über den jeweiligen Versicherungsbroker und sein Tätigkeitsfeld umfangreich informiert und die die Möglichkeit zur Onlineberatung gut sichtbar eingebunden hat, geht erst einmal gar nichts. Und: Damit man gut gefunden wird, ist die Suchmaschinenoptimierung für die Webseite unerlässlich. Ist man nicht genügend beschlagen auf diesem Gebiet, spricht nichts dagegen, sich externe Hilfe dafür einzuholen. Dann braucht der Onlineversicherungsbroker zum Ausbau seines Geschäfts natürlich noch Kontaktdaten von Interessenten, die eine Onlineberatung wünschen, also Leads. Sie lassen sich über Anzeigen etwa bei Google gewinnen oder bei entsprechenden Anbietern kaufen. Ein wichtiges Standbein für die Gewinnung von Neukunden sind zudem Empfehlungen: Zufriedene Kunden sollten diskret dazu gebracht werden, eine Onlinebewertung abzugeben – wie das in onlineaffinen Branchen wie Gastronomie und Tourismus bereits eine Selbstverständlichkeit ist.
Die Cybersicherheitsspezialisten warnen: Kriminelle nutzen die aktuelle Unsicherheit rund um die Coronakrise für umfangreiche Cyberangriffe aller Art. Neben Privatpersonen sind namentlich Klein- und Mittelbetriebe betroffen. Das unterstreicht die Notwendigkeit, eine massgeschneiderte Cyberversicherung abzuschliessen. Zumal rechtlich der Grundsatz gilt: In der Regel bieten Softwarelieferanten und Cloudanbieter keinen Cyberversicherungsschutz für Schäden, die bei einem Cyberangriff bei den Kundinnen und Kunden entstehen, wenn sie als Softwarelieferant und als Cloudanbieter alles im Vertrag Festgelegte erfüllt und keine offensichtliche Fahrlässigkeit begangen haben.
Warnung des Sicherheitssoftwareanbieters ESET
ESET, Bratislava, ein globaler Anbieter von Sicherheitssoftware, warnt in einer Medienmitteilung vom 17. März 2020: «Das Coronavirus hat das öffentliche Leben nahezu lahmgelegt. Die Sorge bei der Bevölkerung ist gross. Diese Verunsicherung nutzen derzeit Cyberkriminelle aus und versuchen, als Trittbrettfahrer mit verschiedenen Kampagnen von der weltweiten Pandemie zu profitieren. Die ESET-Forscher beobachten aktuell einen massiven Anstieg krimineller Aktivitäten im Corona-News-Umfeld. Sehr verbreitet sind beispielsweise Spammails mit vermeintlichen Informationen zum Coronavirus von renommierten Institutionen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die eine schädliche PDF-Datei als Anhang beinhaltet.»
Alle notwendigen Cyberschutzmassnahmen ergreifen
Zum Schutz vor Cyberangriffen sollte jedes Unternehmen zuerst mal alle notwendigen Cyberschutzmassnahmen ergreifen. Eine umfassende Anleitung, wie das geht, findet sich im «Merkblatt Informationssicherheit für KMUs» der Melde- und Analysestelle Informationssicherung MELANI des Bundes. Hier die wichtigsten Punkte:
Den potenziellen Cyberschaden versichern
Auch wenn alle Vorkehrungen für den Cyberschutz getroffen worden sind, kann es gleichwohl noch zu einem erfolgreichen Cyberangriff kommen: Oft geschieht das durch eine menschliche Unachtsamkeit. Kommt dazu: Softwarelieferanten und Cloudanbieter kommen für Schäden, die bei ihren Kundinnen und Kunden bei einem Cyberangriff entstehen, nicht auf, wenn sie alles im Vertrag Festgelegte erfüllt und keine offensichtliche Fahrlässigkeit begangen haben. Deshalb sollten alle Unternehmen für sich selbst eine Cyberversicherung abschliessen. Denn die Schäden eines Cyberangriffs können bei den Betroffenen verheerend sein.
Kai Kunze, 48-jährig (Bild), Master in Rechtswissenschaften der Universität Lausanne und Inhaber des Diploms in «Insurance Management» der Universität St. Gallen, hat am 3. Juli 2017 am Sitz des FinTech-Inkubator F10, Zürich, im Auftrag des Versicherungskonzerns Generali das FinTech-Startup «Lings» gegründet. Er als CEO des Startups und seine drei Kollegen in der «Lings»-Geschäftsleitung haben vorher bei Generali eine erfolgreiche Karriere als Führungskräfte und Versicherungsspezialisten durchlaufen. Im Gespräch mit den «winVS-E-News» verrät Kai Kunze, weshalb er es gewagt hat, bei einem unsicheren Startup einzusteigen, und wie er die Zukunft des Versicherungsgeschäfts sieht. Lesen Sie seine Antworten auf unsere Fragen.
Kai Kunze, weshalb sind Sie beim Startup «Lings» eingestiegen? Kai Kunze: Ich bin ein Versicherer! Von Schaden, über Produktentwicklung, Vertriebsleitung und Underwriting habe ich in allen Kernfunktionen der Assekuranz gearbeitet. Dabei habe ich gelernt, wie wichtig ein richtiger Versicherungsschutz ist. Leider nehmen die Kunden ihre Versicherung jedoch nach wie vor eher als notwendiges Übel wahr. Mit «Lings» habe ich die einmalige Chance, die Assekuranz neu zu definieren. Ziel ist es, dass unsere Kunden ihre Versicherung lieben! Wie ist «Lings» entstanden? Kai Kunze: Die Kunden von Generali teilen ihrem Versicherer regelmässig mit, was sie von ihm erwarten. Mit den bestehenden informationstechnologischen(IT) Systemen, Prozessen und Zielen ist es jedoch sehr schwer, wirklich Neues umzusetzen. Dazu hat ein grosser Versicherungskonzern nicht die Einstellung, einfach ein «Minimal Viable Product» (MVP), ein "minimal überlebensfähiges Produkt", in den Markt zu stellen und mit den Kunden weiterzuentwickeln oder bei einem Misserfolg rasch und günstig einzustampfen. Diese Ausgangslage hat Generali dazu bewogen, das Startup «Lings» ins Leben zu rufen. Was ist der Auftrag an «Lings»? Kai Kunze: Der Auftrag der Geschäftsleitung von Generali war recht einfach und mutig: „Ihr verlasst eure bisherigen Jobs, habt neun Monate Zeit, um was zu entwickeln, und ihr müsst in der Zwischenzeit nichts rapportieren.“ So hat «Lings» am 1. Juli 2017 mit einem weissen Blatt angefangen. Rund vier Monate später sind wir mit der ersten Schweizer On-demand-Versicherung für Gegenstände in den Markt gegangen. Die Aufstellung unseres Startups ist nicht mit Generali vergleichbar, dennoch kann das Mutterhaus von uns lernen, insbesondere auch von unseren Fehlern! Wie ist «Lings» finanziert? Kai Kunze: Zum Start im Juli 2017 wurde «Lings» mit einem Budget ausgestattet, das für ein Startup recht komfortabel ist - gegenüber meinem letzten “Corporate”-Budget als Head Underwriting jedoch im Rundungsbereich lag. Aufgrund unseres erfolgreichen Starts im Markt hat uns Generali nun weiter bis Ende 2018 finanziert. Wir sind nun auch dran, die Rechtsform anzuschauen. Ziel ist es, im Jahr 2018 eine Filiale von Generali zu werden. Unter https://www.lings.ch wird eine Kameraausrüstungsversicherung angeboten: Was ist das Innovative an diesem Angebot? Kai Kunze: Bei uns entscheidet der Kunde darüber, wann er den Versicherungsschutz braucht. Diesen kann er jederzeit auf seinem Smartphone aktivieren und deaktivieren. Der Versicherungsschutz ist umfassend und wir setzen auf Transparenz. Sogar unsere Allgemeinen Bedingungen sind so einfach geschrieben, dass unsere Kunden sie auch wirklich lesen. Schlussendlich haben wir keinen Zielkonflikt mit unseren Kunden, da wir einen fixen Kostenanteil für uns beanspruchen. Sollten unsere Prämieneinnahmen höher sein als die Schadenbelastung, spenden wir den Überschuss an ein gemeinnütziges Werk. Wir verdienen also nichts daran, Schäden abzulehnen. Weshalb gerade Kameras als Einstieg? Kai Kunze: Ja, weshalb gerade Kameras: Uns ist es wichtig, die Bedürfnisse unserer Kunden zu verstehen. Dafür gehen wir sehr zielgerichtet in den Markt. Da Roger Schüeber, unser Chief Marketing Officer, leidenschaftlich gern fotografiert, war ein Einstieg in der Community der Menschen, die gerne Fotografieren, ein logischer Schritt. Jetzt sind wir dran, weitere Communities zu entwickeln. Wir werden schon bald wesentlich breiter auftreten. Welche vielversprechenden Versicherungsinnovationen hat «Lings» denn im Köcher? Kai Kunze: Wir haben eine lange Liste an Ideen, die wir gerne umsetzen möchten. Das tun wir aber nur, wenn es für unsere Kunde auch Sinn macht. Also anstatt selbstverliebt jetzt einfach mit unseren Ideen in den Markt zu gehen, sprechen wir mit unseren Kunden und priorisieren gemeinsam, was wir als Nächstes tun. Die kommenden Monate werde dabei primär auf die kontinuierliche Verbesserung des Kundenerlebnisses zielen. Zudem müssen wir nun auch in unsere Administration investieren, da wir viel mehr Kunden als erwartet haben. Wie werden sich FinTech-Lösungen im Versicherungsbereich auf das klassische -Versicherungsgeschäft auswirken? Kai Kunze: Im Bereich der Finanztechnologie oder abgekürzt FinTech gibt es im Versicherungsbereich sehr viele interessante Entwicklungen, aber eben auch sehr viel Hype und Lösungen, die am Kunden vorbeizielen. Die meisten FinTech-Lösungen besetzen die Nische der Kundenbeziehung. Dies, weil die klassische Assekuranz weiterhin zu kompliziert und zu distanziert agiert. Die FinTech-Lösungen zielen meist darauf ab, schneller und kundenorientierter zu arbeiten. Dies wird nicht ohne wesentliche und schmerzhafte Anpassungen in den Organisationen der Versicherer gehen. FinTechs haben somit eine grosse Chance, einen Teil der Wertschöpfungskette im Versicherungsgeschäft zu besetzen. Bei den Brokern und Vermittlern wird deshalb die Spezialisierung weitergehen müssen. Vermittler müssen sich dringend überlegen, welche Leistungen sie für den Kunden besser und effizienter als eine elektronische Applikation oder ein Vergleichsdienst anzubieten vermögen. Wie werden sich FinTech-Versicherungslösungen mit Angeboten wie Airbnb vereinen? Kai Kunze: Was wir von Angeboten wie Airbnb, ein Community-Marktplatz für die Buchung und Vermietung von privaten Unterkünften, lernen können: Man muss sich konsequent auf das Kundenbedürfnis ausrichten. Zudem löst eine temporäre Miete sowohl für den Vermieter wie für den Mieter das entsprechend temporäre Bedürfnis nach einem leicht buchbaren temporären Versicherungsschutz aus. Könnten Sie sich dafür auch eine Gratisversicherung vorstellen, die sich über Werbung finanziert? Kai Kunze: Eine werbefinanzierte Gratisversicherung widerspricht allem, was wir bislang im Versicherungsgeschäft kennen. Ich habe so ein Bauchgefühl, eine Gratisversicherung die sich beispielsweise über Werbung finanziert, könnte schon bald kommen. Darauf hätte zurzeit kein bestehender Versicherer eine Antwort. Wie stellen Sie sich denn das Versicherungsgeschäft der Zukunft vor? Kai Kunze: Das Grundbedürfnis nach Versicherungsschutz in vielen Lebensbereichen wird es immer geben. Ich glaube, es werden künftig sehr viele einfach buchbare, an Ereignisse gebundene und mithin temporäre Versicherungslösungen aufkommen, zum Bespiel: ein temporärer Rundumschutz für die Ferien, für ein Wagnis, die Miete eines Objekts oder den Transport mit einem Transportmittel. Ein anderes Zukunftsthema ist es, ob neue Technologien wie die Blockchain es erlauben, Versicherungen ohne Versicherer anzubieten. Für einfache, klare Schutzbedürfnisse geht das jetzt schon, für komplexere Ereignisse noch nicht. Ein zündender Gedanke, den Sie aufgrund ihrer bisherigen Erfahrungen mit FinTech-Lösungen unbedingt an unsere Leserinnen und Leser weitergeben wollen? Kai Kunze: Wenn ich meine Arbeit im klassischen Unternehmen mit den Erfahrungen im Startup vergleiche, ist mein Tipp an alle Unternehmen: Macht Eure eigenen internen Startups! Ihr könnt so viel lernen und gewinnen. Und generell: Einfach weniger diskutieren und mehr tun!
Søren Fog, was ist die Blockchaintechnologie?
Søren Fog: Auf den Punkt gebracht: Die Blockchaintechnologie erlaubt es zwei Internetnutzern, die sich nicht kennen müssen, untereinander direkt Transaktionen abzuwickeln, und zwar ohne jegliches Zwischenglied, das die Integrität und das Vertrauen in die Transaktionen gewährleisten muss. Quintessenz: Die Blockchain ist die Automatisierung von Vertrauen. Heute braucht es bei vielen alltäglichen Handlungen wie beispielsweise Hauskäufen- und -verkäufen, Kreditgeschäften, oder Versicherungsanträgen Mittelsleute, die das für die Transaktionen notwendige Vertrauen schaffen. Paradebeispiele dafür sind Notare, Banker oder Versicherungsbroker. Wenn Transaktionen auf einer Blockchain beruhen, braucht es keine Mittelsleute mehr: Das Vertrauen wird in virtueller Form automatisch und kostenlos geschaffen.
Was könnte uns die Blockchaintechnologie bringen?
Søren Fog: Die Kryptowährungen wie der Bitcoin als deren bekanntester Vertreter deuten an, wie die Blockchaintechnologie dank der Automatisierung des Vertrauens und der Digitalisierung aller Prozesses die Übertragung von Werten revolutionieren könnte: Ohne Bank, Notar oder andere Vermittler können Währungseinheiten oder Wertanteile bis in die kleinsten Fraktionen kostenlos in Echtzeit von einer Person zur andern gelangen. Wenn mir dann jeweils entgegnet wird, die Kryptowährungen seien heute nach wie vor eine Randerscheinung, erzähle ich gerne aus dem Leben von Marco Polo. Im 13. Jahrhundert ist dieser nach einer 30-jährigen Weltreise nach Venedig zurückgekommen. Er wirbelte mit Papiergeld durch die Stadt und sagte, in China bestehe das Geld aus Papier und nicht aus Silber oder Gold. Man lachte. Tatsächlich dauerte es dann noch einige Jahrhunderte, bis sich das Papiergeld überall durchsetzte – und sich bis heute behauptet. Der Grund dafür: Papier ist viel handlicher und leichter austauschbar als Silber oder Gold. Diese Geschichte zeigt, wie lange es dauern kann, bis sich im Transaktionsbereich eine kluge Idee gegen festverankerte Gewohnheiten durchzusetzen vermag. Ich bin jedoch fest der Meinung, dass die auf der Blockchaintechnologie beruhenden digitalen Transaktionstechniken dank des automatisierten Vertrauens eines Tages das Papiergeld und die heutigen Transaktionsarten von Wertanteilen verdrängen werden.
Wie sehen Sie die Auswirkungen der Blockchaintechnologie im Versicherungsbereich?
Søren Fog: Soweit ich es überblicken kann, sind heute praktisch alle Risiken bekannt, die von Versicherern aufgrund der klassischen versicherungsmathematischen Methoden versichert werden können. Mehranteile am Versicherungskuchen mussten deshalb bislang über Preissenkungen dank Prozessoptimierungen oder aggressivem Marketing erobert werden. Die Blockchaintechnologie erlaubt es nun den innovativen Versicherern, über eine zuverlässigere und bessere Sammlung von vertrauensvollen Daten, die Suche nach versicherbaren Risiken zu verfeinern und auszuweiten. Das erlaubt, neue Versicherungsprodukte auf den Markt zu bringen oder bestehende Versicherungsprodukte viel individueller zu gestalten.
Wird entsprechend der Crowdfinanzierung auch die Crowdversicherung kommen?
Søren Fog: Tatsächlich haben die von der Blockchaintechnologie ermöglichte Dezentralisierung und die damit verbundene Innovation der Crowdversicherung ein grosses Potenzial, das bisherige Versicherungsgeschäftsmodell infrage zu stellen. Wir sind zwar noch nicht so weit, aber das wird bestimmt eines Tages kommen: Private werden sich über vertrauensvolle virtuelle Pools gegenseitig versichern, und zwar ohne kostenverursachende Versicherer und Versicherungsvermittler.
Was sind eigentlich derzeit noch die grössten Probleme der Blockchaintechnologie?
Søren Fog: Die Blockchaintechnologie, die ja noch in den Kinderschuhen steckt, ist mannigfaltig herausgefordert. Da sind beispielsweise die wegen der hohen Vertrauensanforderung ungenügende Skalierbarkeit, die zu kleine Zahl von Transaktionen in einer Sekunde. Auch das unglaublich viel Strom fressende Bitcoin-Mining ist ein Phänomen, das die Verbreitung der Technologie im Währungsbereich hemmt. Das heisst: Es braucht eine bessere Technologie. Ich bin allerdings überzeugt, dass die Blockchaintechnologie laufend erfolgreich weiterentwickelt wird und sich dann mehr und mehr durchsetzt. In der verbesserten Form wird sie dann manche bislang erfolgreiche Geschäftsmodelle herausfordern.
Ihr abschliessender Gedanke zur Zukunft der Blockchaintechnologie?
Søren Fog: Die jüngste Wirtschaftsgeschichte hat zu einer unglaublichen Vermögenskonzentration in wenigen Händen geführt. Das birgt enorme politische Risiken in sich, wie jüngste Entwicklungen zeigen. Die Blockchaintechnologie wird dank der kostenlosen Automatisierung des Vertrauens die Möglichkeit schaffen, dass alle Menschen mit den tiefst möglichen Eintrittshürden und ohne teure Vermittler und Berater an mannigfaltigen Märkten teilnehmen können. Die Blockchaintechnologie hat deshalb das Potenzial, zur Schaffung einer besseren und faireren Welt beizutragen – und damit die derzeit ungleiche Reichtumsverteilung etwas auszugleichen.