Das ist Nearshoring
Unter Nearshoring wird die Verlagerung einer Unternehmensfunktion wie Entwicklung, Rechnungswesen, Callcenter, Informatik, Compliance, Audit, Personalwesen oder Risikokontrolle ins nahe Ausland verstanden. Das Unternehmen behält hierbei die rechtliche Kontrolle über die ausgelagerten Funktion. Im Vergleich zum Offshoring grenzt sich das Nearshoring namentlich durch kürzere geografische Distanzen ab. In der Schweiz wird das Nearshoring namentlich von Banken und Versicherungen in grossem Stil betrieben. Gemäss der PwC-Studie «Sourcing strategies in the age of digitization» haben die Banken Standorte in den polnischen Orten Krakau, Warschau und Breslau aufgebaut und die Versicherungen schwerpunktmässig in der Slowakei im Grossraum Bratislava. Eine neue Möglichkeit könnte die Ukraine sein.
Grösster Treiber des Nearshoring: die Lohnkostendifferenz
Das Nearshoring wird durch die damit zu erreichenden Kosteneinsparungen für die vergleichbaren Aktivitäten in der Schweiz von bis zu 60 Prozent motiviert. Der grösste Treiber dabei ist die Lohnkostendifferenz gegenüber der Schweiz von 40 bis 50 Prozent. Laut der PwC-Studie bleibt der Effizienzdruck auf die Schweizer Standorte angesichts dieses Lohngefälles gegenüber Osteuropa bestehen. Der Trend zum Nearshoring wird demnach weiter anhalten, und zwar in der gesamten Schweizer Wirtschaft.
Hohe Anforderungen an das Management
Wie die bisherigen Erfahrungen zeigen, stellt das in grossem Stil gepflegte Nearshoring hohe Anforderungen an das Management. Die Führung des Tagesgeschäfts und die Kommunikationswege unter den geografisch getrennten Mitarbeitenden müssen durchdacht aufgebaut werden. Laut der PwC-Studie sind namentlich die im Vergleich zur Schweiz ungewohnt hohen Fluktuationsraten der osteuropäischen Mitarbeitenden ein spezielles Nearshoringproblem.
Rundschreiben der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA
Wegen der hohen Outsourcing- und Nearshoringaktivitäten der Schweizer Banken und Versicherungen hat die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA das Rundschreiben 2018/3 «Outsourcing – Banken und Versicherungen» auf den 1. April 2018 in Kraft gesetzt. Darin werden die aufsichtsrechtlichen Anforderungen an das Outsourcing und das Nearshoring von Banken und Versicherungen genau festgelegt. Vorgeschrieben sind namentlich eine angemessene Organisation sowie eine genau umschriebene Risikobegrenzung dieser Aktivitäten. Gemäss dem Rundschreiben dürfen grundsätzlich alle Funktionen ausgelagert werden, ausser «die Oberleitung, Aufsicht und Kontrolle durch das Oberleitungsorgan, zentrale Führungsaufgaben der Geschäftsleitung sowie Funktionen, die das Fällen von strategischen Entscheiden umfassen. Dies gilt ebenso für Entscheide über die Aufnahme und den Abbruch von Geschäftsbeziehungen.»
Zufriedenheit mit den Schweizer Versicherungen
72 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer sind zufrieden mit ihren Versicherungen und 57 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer empfehlen Versicherungen an Freunde und Bekannte weiter.
Zeitverbrauch bei der Informationssuche für Versicherungsangebote
Die Schweizerinnen und Schweizer verbringen im Durchschnitt etwas mehr als drei Stunden damit, sich über ein Versicherungsangebot zu informieren. Die Hälfte der Schweizer Bevölkerung verwendet für die Informationssuche den Webauftritt von Versicherungen. Zudem informieren sich 42 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer über private Kontakte, beispielsweise bei Freunden oder Bekannten, sowie bei Onlinevergleichsportalen über die Einzelheiten der Versicherungsangebote.
Die massgebenden Entscheidungskriterien bei der Wahl von Versicherungen
Die Höhe der Versicherungsprämie ist für Schweizerinnen und Schweizer das wichtigste Entscheidungskriterium bei der Wahl von Versicherungen. Allgemein deuten die Studienergebnisse darauf hin, dass einige für Schweizerinnen und Schweizer wichtige Entscheidungskriterien von den Versicherungen nicht ausreichend berücksichtigt werden. Hierzu gehört namentlich die Kündigungsfrist von Versicherungsverträgen, die häufig als zu lang empfunden wird.
Die bisherige Häufigkeit von Onlineversicherungsabschlüssen
In den letzten fünf Jahren wurden erst 24 Prozent der Versicherungsabschlüsse online abgeschlossen. Die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer hat bislang überhaupt noch nie einen Versicherungsvertrag online unter Dach und Fach gebracht.
Bereitschaft zur Onlinekommunikation in Versicherungsangelegenheiten
36 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer können sich vorstellen, künftig rund um Versicherungsangelegenheiten mit den Versicherungsanbietern ausschliesslich online zu kommunizieren. Derzeit zählen die Onlineversicherungsportale sowie die Smartphonemessenger wie beispielsweise WhatsApp zu den beliebtesten Onlinekommunikationswegen.
Die Bereitschaft, mit Versicherungen Daten zu teilen
23 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer sind freiwillig bereit, mit den Versicherungen persönliche Daten zu teilen. Dabei können sich die Befragten eher vorstellen, persönliche Daten mit Krankenversicherungen zu teilen und weniger mit Lebensversicherungen und Sachversicherungen.
Der vollständige «Swiss Insurance Monitor 2021» kann auf der Webseite der Universität Luzern unter Swiss Consumer Studies gegen Entgelt bestellt werden. Die «Selected ‘Insights’ des ‘Swiss Insurance Monitor 2021’» sind frei verfügbar.
Microsoft Schweiz arbeitet derzeit daran, für die Schweizer Cloud-Dienste wie Azure, Office 365 samt OneDrive und Dynamics 365 schrittweise zwei Datacenter in den Regionen Zürich und Genf zu nutzen. Damit kann Microsoft bei seinen Cloud-Angeboten bald die gesamte Datenspeicherung in der Schweiz unter Einhaltung des Schweizer Rechts garantieren.
Beitrag zur digitalen Transformation der Schweiz
Marianne Janik, CEO von Microsoft Schweiz, sagt zur entstehenden Schweizer Cloud: «Wir wollen der erste globale Anbieter von Cloud-Diensten aus Schweizer Datacentern sein, der Unternehmen und Institutionen aller Grössenordnungen und Branchen ermöglicht, ihre Innovationen zu beschleunigen und ihre Produktivität zu steigern. Damit tragen wir zur digitalen Transformation bei, wie sie in unserem Bekenntnis zur Schweiz festgeschrieben ist».
Azure, Office 365 samt OneDrive und Dynamics 365
Die globalen Cloud-Dienste von Microsoft basieren auf den Prinzipien Sicherheit, Compliance, Datenschutz und Transparenz. Die Möglichkeit, Daten in den neuen Cloud-Regionen Zürich und Genf zu speichern, bietet eine weitere Kontrollebene und hilft Unternehmen und Institutionen, die regulatorischen Anforderungen der Schweiz zu erfüllen.
Die aus der Schweiz angebotenen Cloud-Dienste wie Microsoft Azure, Office 365 samt OneDrive und Dynamics 365 sind deshalb besonders interessant für Schweizer Unternehmen und Organisationen, die mit sensiblen Daten arbeiten. Dazu zählen beispielsweise der Finanz- und Versicherungssektor, der Gesundheitssektor oder die öffentliche Hand. Die sich im Aufbau befindlichen neuen Dienste aus der Schweiz bieten laut dem Microsoft-Pressedienst die gleich hohen Standards bezüglich Sicherheit, Service und Qualität, wie sie für alle Cloud-Dienste von Microsoft gelten.
winVS prüft die neuen Möglichkeiten der Schweizer Microsoft-Cloud
Weil Microsoft künftig die gesamte Datenspeicherung in der Schweiz unter Einhaltung des Schweizer Rechts garantiert, prüft winVS, wie namentlich der umfangreiche Cloud-Dienst Microsoft Azure für das winVS-Softwareangebot genutzt werden kann. Ein Einsatz kommt allerdings nur infrage, wenn Microsoft mit wettbewerbsgerechten Preisen auftritt.
Das ist die digitale Plattform EcoHub
EcoHub ist die zentrale Plattform im Versicherungs-, Vorsorge- und Brokermarkt, die ursprünglich von der IG B2B für Insurers + Brokers betrieben wurde. EcoHub bietet grundlegende Services für eine unkomplizierte Kommunikation und einen sicheren Datenaustausch zwischen Broker und Versicherer. Als Aktionäre der EcoHub AG sind nahezu alle Schweizer Erstversicherer im Boot, zudem viele namhafte Broker. Die IG B2B for Insurers + Brokers hält 30 Prozent der Aktien. Mit der neuen privatrechtlichen Struktur sollen das Angebot, die Nutzung und die Weiterentwicklung der Plattform laufend vorangetrieben werden. In der nächsten Entwicklungsphase ist der Aufbau einer offenen Community und eines Marktplatzes für Dienstleistungen von Drittanbietern vorgesehen. Damit legt die EcoHub AG die nötige Basis für die weitere Digitalisierung des Schweizer Versicherungs-, Vorsorge- und Brokermarkts.
Warum braucht es EcoHub?
Die Digitalisierung des Schweizer Versicherungs-, Vorsorge- und Brokermarkts ist für alle Beteiligten eine grosse Chance. Sie birgt jedoch auch Risiken. Fehlende Ressourcen und Kenntnisse verlangsamen den Prozess, das Investitionsrisiko für einzelne Unternehmen ist hoch. Thomas Kühne, Verwaltungsratspräsident der EcoHub AG und zugleich Chief Information Officer der Mobiliar, unterstreicht: «Wir bündeln mit der EcoHub AG die Kräfte der gesamten Versicherungsbranche für die Digitalisierung und gehen dank der gemeinsamen Plattform als chancengleiche Partner in die digitale Zukunft.»
Das sagt der Chief Executive Officer der EcoHub AG
Marcel Schradt, Chief Executive Officer der EcoHub AG, ist zuversichtlich: «Aus dem Verein IG B2B for Insurers + Brokers ist ein waschechtes lT-Unternehmen hervorgegangen. Wir haben mithin fast so etwas wie ein Start-up gegründet. Mit dem Unterschied, dass wir mit über 1’100 angeschlossen Unternehmen und über 7’500 Benutzerinnen und Benutzern auf einer hervorragend funktionierenden Plattform starten. Diese gilt es nun professionell weiterzuentwickeln und so die Digitalisierung in der Versicherungswirtschaft der Schweiz voranzutreiben. EcoHub soll die zentrale Plattform für den Schweizer Versicherungs-, Vorsorge- und Brokermarkt sein, auf der alle Broker, Versicherer und Serviceanbieter als Teil der Community das Angebot aktiv mitgestalten können.»
Das sind die Aktionäre der EcoHub AG
Marco Keller, 39-jährig (Bild), ist Leiter Finanzen und Administration der Versicherungsbrokergruppe ARISCO, Baar. Das aus der Zusammenfassung von Brokern und Beratern entstandene Unternehmen mit rund 50 Mitarbeitenden und Standorten in Zug, Luzern, Zürich, Egg, Adligenswil und Herisau hat ein neues informationstechnologisches(IT) System evaluiert. Der Versicherungsfachmann und diplomierte Betriebswirtschafter der Fachhochschule für Wirtschaft in St. Gallen erläutert im Gespräch mit den winVS-E-News, auf was Versicherungsbroker bei einer umfassenden IT-Erneuerung zu achten haben.
Marco Keller, was sind derzeit im Bereich der unabhängigen Versicherungsbroker die grössten Herausforderungen in der Schweiz?
Marco Keller: Die Anforderungen der Kunden in den Bereichen der Qualität der Beratungsdienstleistung, der Verfügbarkeit von Informationen sowie der Erreichbarkeit und der Reaktionszeit steigen. Gleichzeitig kommt das klassische Entschädigungsmodell der Courtagen unter Druck und kostentreibende regulatorische Auflagen nehmen zu. Überdies ist es schwierig, genügend ausgebildete Fachkräfte zu rekrutieren. Trotz allem bleibt die Branche für die Anbieter attraktiv und der Konkurrenzdruck nimmt zu.
Was haben die Branchenherausforderungen für Auswirkungen auf die notwendige Informationstechnologie?
Marco Keller: Die Versicherungsbroker müssen mit der modernsten digitalen Technologie die administrativen Aufgaben und Prozesse standardisieren. Das betrifft namentlich auch die Beziehungen zwischen Kunde, Broker und Versicherer. Im Mittelpunkt steht dabei die Sicherung der Qualität des Beratungsprozesses, der standortunabhängige Zugriff auf alle relevanten Daten sowie die zeitnahe Auskunftsbereitschaft. Das Management muss jederzeit auf alle notwendigen Informationen zugreifen können. Die Aufwendungen und Erträge pro Kunde müssen transparent sein. Kommt dazu: Die gesamte eingesetzte Informationstechnologie muss den strengstens Ansprüchen des Datenschutzes genügen.
Weshalb haben Sie Ihre informationstechnologische(IT) Infrastruktur neu evaluiert?
Marco Keller: Infolge der Fusion von vier eigenständigen Unternehmen Mitte 2011 sowie der Übernahme eines weiteren Anbieters 2013 nutzt die ARISCO-Gruppe zurzeit vier verschiedene Kundenverwaltungssysteme von drei Anbietern. Um die tägliche, abteilungsübergreifende Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe zu fördern sowie die relevanten Führungsinformationen auf einheitliche Art und Weise zu generieren, wurde eine neue Software evaluiert. Damit wird vorab die Zusammenführung der vier bestehenden Systeme angestrebt. Des Weiteren soll die neue Software unser Unternehmen in den Bereichen Prozess- und Dokumentenmanagement voranbringen.
Worauf haben Sie bei dieser Evaluation besonders geachtet?
Marco Keller: Aufgrund einer intensiven Analysephase wurden die gruppeninternen Anforderungen an die neue Lösung in einem Pflichtenheft festgehalten. Neben den unternehmenseigenen Zielen wurde dabei besonders auch darauf geachtet, dass die Technologie aktuell ist und aktuell bleiben kann: Die gewählte Software soll ohne Verlust der Updatefähigkeit auf einfache Art und Weise in unserem Sinne weiterentwickelt werden können. Zudem waren in Bezug auf den Anbieter Kriterien wie Grösse, Erfahrung, Projekt- und Supportorganisation von ausschlaggebender Bedeutung.
Wie kam es zum Entscheid nach der Evaluation?
Marco Keller: Aufgrund der Auswertung der Offerten und der Antworten im Pflichtenheft wurde eine Shortlist mit drei Anbietern erstellt. Diese drei Anbieter hatten aufgrund von konkreten Beispielen und Unterlagen der ARISCO-Gruppe zu präsentieren, wie die Anforderungen in ihrem System umgesetzt werden könnten. Anlässlich dieser Präsentation hat die Lösung von «All About Brokers» unser internes Projektteam am besten überzeugt.
Was raten Sie Ihren Berufskollegen aufgrund Ihrer jüngsten Erfahrungen im Hinblick auf die Evaluation eines neuen IT-Systems?
Marco Keller: Wie bei jeder Versicherungsausschreibung ist es auch bei einer Softwarebeschaffung wichtig, sich vorgängig Gedanken zu machen, was konkret gesucht wird und welche Kriterien erfüllt sein sollen und müssen. Des Weiteren hat sich bewährt, ein internes Projektteam zusammenzustellen, das aus den Powerusern der aktuell genutzten Systeme besteht. Dieses Team war bereits bei der Erarbeitung des Pflichtenheftes sowie dem Offertprozess involviert. Es kann nun die Umsetzung des Projektes entscheidend vorantreiben und beeinflussen. Und: Ein derartiges Projekt darf nicht ausschliesslich auf die Kosten reduziert werden. Es ist ebenso wichtig, die Flexibilität der Software sowie den zukünftigen Nutzen abzuschätzen und im Entscheidungsprozess zu berücksichtigen.
Ihr abschliessender Ratschlag an unsere Leserinnen und Leser?
Marco Keller: Ein Softwareprojekt ist immer mit Risiken, aber auch mit Chancen verbunden. Aus diesem Grund ist es ratsam, eine intern breit abgestützte Lösung zu realisieren. Dies hilft, dass die nicht unerheblichen Investitionskosten zu einem nutzbringenden System führen, das die tägliche Arbeit vereinfacht und den Mitarbeitenden die Möglichkeit gibt, die freigewordene Zeit in die Beratung der Kunden zu investieren.
Das ist die ARISCO-Gruppe
Die ARISCO-Gruppe unter dem Dach der ARISCO Holding AG, Baar, entstand 2011 aus der Zusammenfassung einer Reihe von Versicherungsbroker- und Beratungsunternehmen, die schon früher eng miteinander zusammengearbeitet hatten. Mit Standorten in Zug, Luzern, Zürich, Egg, Adligenswil sowie Herisau und rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört die Gruppe im nationalen Rahmen zu den grössten unabhängigen Versicherungsbrokern. Sie verfügt über direkte Kontakte zu allen wesentlichen Anbietern von Versicherungsleistungen auf dem schweizerischen Markt. Geboten wird ein umfassendes Dienstleistungsangebot in den Bereichen Versicherungen, berufliche und private Vorsorge, Vermögensverwaltung, Regress, Rechtsberatung ausserhalb der Versicherungsdeckung, Absenzen und Case Management. Die ARISCO Holding AG ist mehrheitlich im Besitz der aktiv im Unternehmen tätigen Leitungspersonen. Alle Mitarbeitenden haben die Möglichkeit, sich am Unternehmen zu beteiligen. Zurzeit umfasst das Aktionariat rund 20 Personen. Davon sind lediglich fünf Aussenstehende. Die operativen Tochtergesellschaften ARISCO Versicherungen AG, ARISCO Vorsorge AG, ARISCO Dienstleistungen AG und SEH Versicherungsbroker AG sind zu hundert Prozent im Besitz der Dachgesellschaft.
Ein digitaler Policen-Shop
«Simpego» ist ein digitaler Policenshop für Versicherungen aus allen Bereichen: Reisen, Hausrat Mobilität, Motorfahrzeuge, Haustiere. Bei den Personenversicherungen wird auf Profile wie «Abenteurer», Geschäftsreisende» und «Familien» gezielt. Den Nutzerinnen und Nutzern wird empfohlen, wie die Versicherungen optimal kombiniert werden. Ziel ist, die Auswahl unter den Versicherungsprodukten zu erleichtern und vollkommen durchsichtig darzustellen.
Regulierungstechnisch ein Broker
Regulierungstechnisch ist die «Simpego»-Betreiberin Creadi ein Broker. Das Geschäftsmodell beruht auf Vermittlungsgebühren. Dabei soll den Nutzerinnen und Nutzern ein umfassender Service geboten werden, der über den blossen Versicherungsschutz hinausgeht. Désirée Mettraux, Geschäftsführerin von Creadi, unterstreicht: «InsurTechs wie wir bieten Versicherungsprodukte an, die aufs Individuum zugeschnitten sind. Die Kunden werden vor, während und nach dem Abschluss optimal betreut. Wir arbeiten mit allen Versicherungen zusammen, die gute Produkte haben. Wir sind technisch so ausgereift, dass wir mit jeder Technologiereife des Versicherungspartners umgehen können. Es kommen immer mehr zu uns, das Interesse der Versicherungen ist gross.»
Welches sind die Pläne für die Zukunft?
Laut der «Handelszeitung» sollen künftig auch Funktionen entwickelt werden, die anzeigen, in welchen Bereichen Versicherte überversichert und in welchen sie unterversichert sind. Auch ins Auge gefasst werden Angebote für sehr kleine Unternehmen. Dazu gehören Freischaffende sowie digitale Nomaden, die alleine oder nur mit ganz wenigen Mitarbeitenden arbeiten. Dabei soll dann auch die berufliche Vorsorge eingeschlossen werden.
«Da man Versicherungen anders als beispielsweise Autos nicht anfassen kann, sind sie das ideale Produkt für die Onlineberatung», sagt der Onlineversicherungsbroker Björn Maier im Interview mit dem Versicherungsbranchenmagazin «Pfefferminzia». Doch die Onlineberatung ist technisch anspruchsvoll: Neben einer Brokersoftware wie «winVS next», mit der sich alle Prozesse im Versicherungsbrokergeschäft digitalisieren lassen, braucht es eine informative Website mit einem einfachen Einstieg in den eingebauten Onlineberatungsraum. Eines scheint sicher zu sein: Die Onlineberatung wird sich auch über die Coronakrise hinaus als digitaler Beratungsweg etablieren. Deshalb sollte sich jeder Versicherungsbroker damit befassen.
Vorteile der Onlineberatung
In seinem Interview mit «Pfefferminzia» spricht Björn Maier über offensichtliche Vorteile und Nachteile der Onlineberatung: Um von mir eine Onlineberatung zu bekommen, muss weder der Kunde noch ich selber einen Parkplatz suchen, sich durch dichten Verkehr auf den Weg zum Gesprächsort begeben oder eine Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln mit mehrmaligem Umsteigen in Kauf nehmen. Ich bin stets nur ein paar Klicks entfernt, denn die Onlineberatung geht immer. Der Kunde kann der Beratung auch im Schlafanzug beiwohnen oder gemütlich auf der Couch ‘lümmeln’. Zudem kann ich alle Fragen rund um eine Versicherung beantworten, ohne dafür zum Kunden nach Hause zu kommen. Ausserdem sprechen die Kunden online oftmals viel freier über eventuelle Vorerkrankungen als bei einem Gespräch mit Sichtkontakt, eine Voraussetzung für eine optimale Beratung etwa bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung.
Nachteile der Onlineberatung
Ein Nachteil der Onlineberatung ist es, dass man im persönlichen Gespräch von Mensch zu Mensch das Vertrauen zum Kunden schneller aufbauen kann, beispielsweise durch einen Plausch bei einem Kaffee vor Ort. Es besteht überdies die Gefahr, dass die Kunden beim Onlinebroker nur kostenlos die notwendigen Informationen holen, um dann beim persönlich bekannten Versicherungsbroker im persönlichen Kontakt das Geschäft abzuschliessen.
Kunden übers Telefon in die Onlineberatung holen
Die bekannten Video- und Beratungstools wie Skype, Zoom oder Microsoft Teams sind nicht in erster Linie auf Beratungsgespräche und Verkaufsabschlüsse, sondern vor allem auf die Onlinezusammenarbeit in Unternehmen ausgerichtet. Überdies sollte der Kunde womöglich nicht gezwungen werden, eine Software oder ein Plug-in herunterzuladen. Auch das Versenden eines Links als Einladung zur Onlineberatung ist zuweilen nicht die beste Lösung: Das kann cybersicherheitsbewusste potenzielle Neukunden davon abhalten, einen solchen Einladungslink anzuklicken.
Deshalb ist es erfolgversprechend, wenn man im Rahmen eines informationstechnologischen Gesamtkonzepts die Möglichkeit zur Onlineberatung dank einer Schnittstelle zu einem Onlineberatungstool direkt in seine Versicherungsbrokerwebsite einbindet. Dann kann man den Kunden mittels eines Telefonanrufs in die Onlineberatung holen: Man fragt ihn, ob er gerade am Computer sitzt oder ein Tablet zur Hand hat. Dann bittet man ihn, die Versicherungsbrokerwebsite aufzurufen. Man gibt ihm am Telefon einen Code durch, mit dem er den auf der Website gut sichtbaren Onlineberatungsraum betreten kann.
Weitere Tipps vom erfahrenen Profi
Der Onlineversicherungsbroker Björn Maier gibt in seinem Interview mit «Pfefferminzia» einige weitere Tipps, wie die Erfolgschancen bei der Onlineberatung erhöht werden können: Ohne eine Webseite, die über den jeweiligen Versicherungsbroker und sein Tätigkeitsfeld umfangreich informiert und die die Möglichkeit zur Onlineberatung gut sichtbar eingebunden hat, geht erst einmal gar nichts. Und: Damit man gut gefunden wird, ist die Suchmaschinenoptimierung für die Webseite unerlässlich. Ist man nicht genügend beschlagen auf diesem Gebiet, spricht nichts dagegen, sich externe Hilfe dafür einzuholen. Dann braucht der Onlineversicherungsbroker zum Ausbau seines Geschäfts natürlich noch Kontaktdaten von Interessenten, die eine Onlineberatung wünschen, also Leads. Sie lassen sich über Anzeigen etwa bei Google gewinnen oder bei entsprechenden Anbietern kaufen. Ein wichtiges Standbein für die Gewinnung von Neukunden sind zudem Empfehlungen: Zufriedene Kunden sollten diskret dazu gebracht werden, eine Onlinebewertung abzugeben – wie das in onlineaffinen Branchen wie Gastronomie und Tourismus bereits eine Selbstverständlichkeit ist.